Die Frau am Freitag Nicht mehr allein Zuhaus

Petra Herterich
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Eine Kolumne von Petra Herterich
| 02.02.2024 06:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Wer allein lebt, muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Das hat Vorteile – das Zusammenleben aber auch, stellt die Frau am Freitag gerade fest.

Zuhause sind jetzt neue Zeiten angebrochen. Nach fast 20 Jahren ist wieder ein Kerl im Haus – ein erwachsener, ein Mann also. Die Frau am Freitag fremdelt noch. Klar, das Zusammenziehen hat Vorteile. Man ist nicht mehr allein. Der Nachteil ist – Sie ahnen es: Man ist nicht mehr allein. Morgens, mittags, abends – immer ist schon jemand im Bad, in der Küche, auf dem Sofa. Das ist – mindestens – ungewohnt. So wie dieser Kaffeeduft im Haus, weil die Frau am Freitag doch nur Tee trinkt.

Und was der Mann alles angeschleppt hat – abgesehen von der Kaffeemaschine: Werkzeugkisten, Bürocontainer, Bücherregale. Bis das alles seinen Platz gefunden hatte. . .

Am schlimmsten aber war die Sache mit dem Kleiderschrank. Den hatte die Frau am Freitag all die Jahre ja immer ganz für sich allein. Fünf Türen, hinter die sie alles hängen und stapeln konnte, was sie ja vielleicht noch mal wieder anziehen könnte – sofern sie noch jemals 15 Kilo abnehmen würde. Tagelang wurde ausgemistet, mit Tränen in den Augen. Nützte aber ja nichts, es musste Platz her für Oberhemden und Anzüge.

Nach dem ganzen Aus-, Auf- und Einräumen herrschte erstmal Funkstille vor lauter Erschöpfung. Man sank einfach wortlos aufs Sofa – nebeneinander.

Da sitzen wir nun und fragen uns: Wie soll das bloß gut gehen? Im Notfall, sagt der Kerl, im Notfall wird einfach wieder ein Appartement gemietet. Das klingt gut – das ist sozusagen das Sicherungsnetz unter dem Beziehungssalto, den die Frau am Freitag gerade vollführt.

Bisher läuft es mit der Zweisamkeit allerdings ziemlich gut. Der Mann hat nämlich ungeahnte Fähigkeiten – er bügelt, wischt, putzt, kurzum: Er ist wirklich hilfreich. Die Frau am Freitag genießt das sehr und muss tatsächlich viel weniger als befürchtet – tapfer bleiben.

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