Erneuerbare Energien Lieber Gewerbeflächen statt Freiland-Solar

Michael Hillebrand
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Von Michael Hillebrand
| 20.11.2023 10:57 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Photovoltaik auf Freiflächen? Ja und Nein, sagt die Gemeinde Hinte. Symbolfoto: Archiv
Photovoltaik auf Freiflächen? Ja und Nein, sagt die Gemeinde Hinte. Symbolfoto: Archiv
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Die Gemeinde Hinte will den Ausbau von Photovoltaik vorantreiben. Dennoch hat die Politik nun die Setzung von Grenzen eingeleitet.

Hinte – Erneuerbare Energien werden vor dem Hintergrund der zunehmenden Rohstoffknappheit immer wichtiger. Dazu zählt auch die Photovoltaik-Technik. Die Gemeinde Hinte hat den Landkreis Aurich nicht nur damit beauftragt, kommunale Gebäude zu finden, auf denen Photovoltaik-Anlagen gewinnbringend errichtet werden können. Der Kreis ist zudem auch auf die Suche nach Freiflächen für die Paneele gegangen. Jetzt allerdings werden ein paar Grenzen gesteckt. Den ersten Schritt in diese Richtung unternahmen am Donnerstag die Mitglieder des Ratsausschusses für nachhaltige Gemeindeentwicklung.

Einstimmig votierten sie für den Vorschlag der Verwaltung, ein Verbot von Freiflächen-Solartechnik durchzusetzen. Stimmt am Ende auch der Gemeinderat dafür, gilt dies für zwei Bebauungspläne, die die Grundstücke an der Gewerbestraße umfassen.

Effektive Nutzung der Flächen

In den beiden entsprechenden Sitzungsvorlagen heißt es dazu, dass zwar Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen (FFPV) in einem Gewerbegebiet – zur gewerblichen Nutzung - grundsätzlich erlaubt sind, diese aber viel Platz verbrauchen. Man wolle daher lieber das „Flächenpotenzial der bereits vollständig erschlossenen Flächen effektiv“ nutzen und „für gewerbliche Nutzungen insbesondere im Zusammenhang mit der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen“ vorhalten. Darum soll die „eigenständige Hauptnutzung“ durch Solartechnik verboten werden.

Norbert Dubbels, Leiter des kommunalen Geschäftsbereichs Gemeindeentwicklung, merkte zwar im Ausschuss an, dass in dem betroffenen Gebiet im Grunde schon alles bebaut ist. Man könne aber auch nicht ausschließen, dass es irgendwann zu baulichen Veränderungen kommt – sei es durch Abriss oder auch durch einen Brand, der plötzlich wieder freie Flächen schafft, auf denen die Solarpaneele stehen könnten.

Akuter Mangel an Gewerbeflächen

Dass man sich überhaupt schon solch ein Szenario in den Köpfen ausmalt, ist vor dem akuten Mangel an Gewerbeflächen in der Gemeinde zu verstehen. So ist das mit ursprünglich 30 Hektar veranschlagte interkommunale Gewerbegebiet der Stadt Emden und der Gemeinden Hinte und Krummhörn seit dem Jahr 2020 vom Tisch. Ebenso wie inzwischen auch die zuletzt übrig gebliebene Mini-Variante von 4,8 Hektar, die nur noch die Gemeinde Hinte verfolgen wollte. Auch für diese wird mit zu hohen Kosten auf der einen und einem zu geringen wirtschaftlichen Nutzen auf der anderen Seite gerechnet. Dabei strömen eigentlich immer mehr Familien nach Hinte, die in der Gemeinde nach einem ebenfalls raren Bauplatz suchen und am besten auch dort arbeiten wollen.

Umso wichtiger ist es der Politik und der Verwaltung, die wenigen zur Verfügung stehenden Gewerbeflächen zu schützen. Das heißt jedoch nicht, dass Solaranlagen an der Gewerbestraße grundsätzlich verboten werden sollen – ganz im Gegenteil. Es sei gewollt, dass zum Beispiel großflächige Photovoltaik-Anlagen auf Hallendächern von Produktionsstätten als „selbstständige Anlage oder als Nebenanlage“ (zum Beispiel auf Stellplätzen) bestehen bleiben beziehungsweise neu errichtet werden, heißt es in der Sitzungsvorlage weiter.

Balkonkraftwerke werden stark nachgefragt

Abschließend wird darin so auch noch einmal auf eine in Auftrag gegebene Potenzialstudie und auf ein Standortkonzept zur Ansiedlung von FFPV verwiesen. Alleine mit PV-Anlagen auf den kommunalen Gebäuden, die eine Investition von 669.000 Euro bedeuten würden, könnte man laut einer Berechnung der Verwaltung nach 20 Jahren einen Gewinn von 827.000 Euro generieren.

Dazu sollen in den kommenden Jahren noch weitere Anlagen auf den Dächern von Firmen und Privathäusern oder auch an Balkonen kommen. Für letztere sogenannte Balkonkraftwerke gibt es inzwischen sogar eine Förderung. Bis zu 100 dieser Balkonkraftwerke will die Gemeinde in diesem und im kommenden Jahr mit 150 Euro pro Anlage bezuschussen. Das kommt offenbar an: Es gibt derzeit 102 Anträge, von denen 100 schon bewilligt werden konnten. Die übrigen zwei sind noch auf der Warteliste.

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