Erneuerbare Energien Hinte könnte noch mehr Strom auf Dächern produzieren

| | 04.10.2023 08:57 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Photovoltaik-Anlagen finden sich auf immer mehr Dächern. Online kann jeder berechnen, wie viel Strom man so theoretisch produzieren könnte. Symbolfoto: DPA
Photovoltaik-Anlagen finden sich auf immer mehr Dächern. Online kann jeder berechnen, wie viel Strom man so theoretisch produzieren könnte. Symbolfoto: DPA
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In der Gemeinde Hinte wird aktuell viel über Photovoltaik diskutiert. Geförderte Balkonkraftwerke für Bürgerinnen und Bürger sind dabei nur ein Baustein.

Hinte - Die Gemeinde Hinte fährt aktuell verschiedene Strategien, um Erneuerbare Energien zu nutzen. Neben dem Wunsch nach einer kommunalen Wärmeplanung steht auch unter anderem die Nutzung von Sonnenenergie oben auf der Agenda.

Das wurde auch jüngst in den politischen Sitzungen deutlich. Nicht nur werden jetzt sogenannte Balkonkraftwerke gefördert, auch wartet die Gemeinde auf die Rückmeldung des Landkreises Aurich zur Analyse möglicher Standorte für Freiflächen-Photovoltaik. Und die Gemeinde hat nun auch einen Blick auf die Möglichkeiten von Photovoltaik (PV) auf eigenen Gebäuden geworfen.

669.000 Euro investieren, 827.000 Euro erwirtschaften

Laut einer Berechnung der Verwaltung könnte man mit einer Investition von 669.000 Euro einen Gewinn von 827.000 Euro nach 20 Jahren generieren. Dafür hatte sich die Verwaltung über das Solarkataster des Landkreises Aurich angesehen, welche gemeindeeigenen Gebäude für PV-Anlagen geeignet wären.

15 Gebäude, vom Rathaus über die Dreifachturnhalle bis hin zu Dorfgemeinschaftshäusern, wurden dafür betrachtet. Das Ergebnis: Bei manchen Gebäuden wie zum Beispiel die Grundschule Loppersum, hätte sich die Investition in PV-Anlagen bereits nach weniger als zehn Jahren amortisiert, wäre also durch Gewinne wieder getilgt. Mit Ausnahme der Dorfgemeinschaftshäuser in Cirkwehrum und Canhusen, wo sich die Anlagen laut Berechnung kaum lohnen, würden die Anlagen auf den anderen Gebäuden spätestens nach 18 Jahren Gewinne schreiben.

Autarkie von mehr als 50 Prozent

Genauer durchgerechnet und der Politik präsentiert wurde das Beispiel Rathaus. Würde man dort für rund 58.000 Euro eine PV-Anlage auf dem Dach installieren, dann könnten rechnerisch 59,5 Prozent des Energiebedarfs auf diese Weise gedeckt werden. Ab Jahr 1 würde man so 7486 Euro Gewinn machen.

Angenommen wurde hier eine Überschusseinspeisung mit entsprechender EEG-Vergütung, ein Strompreis von 40 Cent und der Verzicht auf ein Speichersystem.

Kita Westerhusen produziert schon eigenen Strom

Reale Erfahrungen sammelt die Gemeinde bisher vor allem an der neugebauten Kita-Westerhusen. Laut Hintes Bürgermeister Uwe Redenius (parteilos) liefere die dort installierte Anlage bis zu zehn Kilowatt Strom pro Stunde und insgesamt rund 14.000 Kilowatt pro Jahr. „Wir haben an der Kita Westerhusen fast 90 Prozent Autarkie erreicht“, so Redenius im Gemeinderat. Die Investitionskosten „haben wir in drei Jahren wieder raus“, so der Verwaltungschef. Ein Speicher sei in Westerhusen nicht installiert.

Die Bemühungen der Gemeinde Hinte um mehr erneuerbare Energien sind dabei nicht ohne Hintergrund: Strom soll und muss künftig noch mehr aus erneuerbaren Energien gewonnen werden, damit die gesteckten Klimaschutzziele erreicht werden können. Dabei spielt Photovoltaik eine große Rolle. Bereits seit diesem Jahr müssen alle Gebäude so konzipiert werden, dass eine Nachrüstung durch PV-Anlagen möglich ist. Seit Anfang 2023 besteht zudem eine Solarpflicht für gewerbliche Neubauten, ab 2024 dann auch für öffentliche; von 2025 an schließlich für allen Neubauten.

3,5 Megawatt Strom werden laut Solarkataster bereits produziert

Ein wichtiges Hilfsmittel, auch für Bürgerinnen und Bürger, ist das Solarkataster des Landkreises Aurich, online erreichbar unter solarkataster-aurich.de. Das Kataster greift auf zahlreiche geografische und rechnerische Daten zurück. Hausbesitzer können so für ihre Immobilien nachschauen, ob und wie sich die Sonneneinstrahlung auf den Dächern nutzen ließe. Man kann also konkret nachsehen, wie viel Sonneneinstrahlung wo auf das eigene Dach fällt und ob es sich finanziell lohnt, eine Anlage zu installieren. Ein Ertragsrechner hilft dabei, berücksichtigt wird auch die Zahl der Bewohner und wann diese meist zu Hause sind. Auch die CO2-Einsparung im Vergleich zu konventionell erzeugtem Strom wird gleich mitgeliefert.

Laut Solarkataster gibt es in Hinte mit Stand 31. Dezember vergangenen Jahres 171 installierte PV-Anlagen, die 3,5 Megawatt an Strom liefern. Damit seien nur rund sechs Prozent des Potenzials abgeschöpft. In der Nachbargemeinde Krummhörn ist man ein bisschen weiter, hier gibt es bereits 510 Anlagen 10,4 Megawatt – acht Prozent des Potenzials. Insgesamt könnten laut Solarkataster im ganzen Landkreisgebiet 1706 Megawatt Strom produziert werden. Dabei handelt es sich aber um rechnerische Werte, denn: Nicht jedes Dach ist tatsächlich statisch dafür geeignet, dort PV-Anlagen drauf zu installieren.

In den Gemeinden Hinte und Krummhörn gibt es zudem beispielsweise die Möglichkeit, Mitglied bei der Genossenschaft „Bürgerenergie Hinte und Krummhörn“ zu werden. Die Energiegenossenschaft gibt es seit 2009, ihr Ziel ist es, durch umweltfreundliche Energieerzeugung Rendite zu erzielen. Genossenschaftsmitglieder, die allerdings auch Eigenkapital beisteuern müssen, profitieren von den 16 Anlagen (Stand Mitte des Jahres) und dem dort erzeugten Strom.

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