Was Sie heute wissen müssen 40-Tonner in Leer | Heizung im „Eishaus“ läuft | Welttrainerin Eenbohm sticht alle Jungs aus

Joachim Braun
|
Eine Kolumne von Joachim Braun
| 20.12.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

In einer mehrseitigen Geschichte beschreibt das Magazin „Spiegel“ in der aktuellen Ausgabe, wie unser Land in den vergangenen Jahren den vergangenen 15 Jahren trotz florierender Wirtschaft den Anschluss verpasst hat: Bei der Digitalisierung nur Mittelfeld, das Rentensystem nicht vorbereitet für die demografische Veränderung, die Bahn-Infrastruktur marode und nicht zuletzt Straßen und Brücken in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig. Für letzteres ist die Stadt Leer ein unrühmliches Beispiel: Wichtige Brücken sind kaputt und für den Schwerlastverkehr gesperrt. Neubauten und Reparaturen kosten viele Millionen und brauchen Jahre. Was bedeutet das für Lkw-Transporte?

Reporter Michael Kierstein hat nachgefragt und einen Brummifahrer gefunden, der ihm die Problembereiche zeigt. Südringbrücke, Stadtring - alles tabu für den 40-Tonner von Stephan Janssen, Fahrer bei der Firma Hammerlit. Stattdessen muss er durch Wohnstraßen, Kreisverkehre, hadert mit rücksichtslosen Auto- und schutzlosen Radfahrern und wartet vor dem Bahnübergang an der Bremer Straße. Eine Odyssee. Oder wie es Janssen formuliert: „Im Moment ist die Verkehrssituation in Leer katastrophal.“

Immerhin gab es gestern eine gute Nachricht: Der Stadtring, wegen Sanierungsarbeiten länger als ein Jahr gesperrt, soll ab Donnerstag wieder befahrbar sein. Für Autofahrer und ausnahmsweise auch für Stadtbusse. Für Lastwagen ab acht Tonnen bleibt er auf Dauer gesperrt. Für diese müssen 65 - ja, Sie lesen richtig: 65 - Umleitungsschilder aufgestellt werden.

Ein Verkehrs-Desaster gibt es auch in Emden: Die Trogstrecke. Dass die Kernsanierung des von Wasserschäden zerfressenen Emder Trogs aus den 1970er-Jahren nicht so läuft, wie es sich die städtischen und stadtnahen Planer anfangs ausgemalt hatten, ist grundsätzlich nicht ungewöhnlich. Wie schlecht es läuft, allerdings schon. Und auch, dass die Stadt, obwohl sie gesetzlich zur Auskunft verpflichtet ist, nicht sagen will, wie viel sie bisher schon für die Sanierungsbemühungen ausgegeben hat. Und das bei einem Oberbürgermeister, dessen wichtigstes Wahlversprechen Transparenz war. Gordon Päschel hat vergeblich nachgefragt.

Stress mit Bürgern, weniger mit der Presse, hat Leers Landrat Matthias Groote. Die seit Monaten andauernde Posse um das Restaurant Ankerplatz in Rhauderfehn nimmt kein Ende. Wegen statischer Probleme ließ das Kreishaus den Betrieb schließen. Da das Gebäude aber vorher dem Landkreis gehörte, ist unklar, ob das Gebäude nicht schon vorher diese Mängel hatte. Eigentümerin Silke Plaisir hat dem Landrat, der sich in der Angelegenheit bisher nicht äußerte, nun einen persönlichen Brief geschrieben. Auch hierauf gibt es keine Antwort. Ob Schweigen eines Politikers Probleme löst, darf bezweifelt werden.

Bestimmt haben Sie vergangene Woche die Geschichte vom Auricher „Eishaus“ gelesen: 14 Mietparteien in einem Haus an der Auricher Zingelstraße mussten seit Oktober frieren, weil der Vermieter, ein 91-Jähriger aus dem Emsland, sich weigerte, die Heizung einzuschalten. Die Geschichte darüber erregte große Aufmerksamkeit. Gut so: Seit ein paar Tagen läuft die Heizung, nicht, weil der Vermieter einsichtig wäre, sondern weil jemand mit Schlüssel zum Heizraum die Gastherme eingeschaltet hat. Grundsätzlich gelöst ist das Problem aber noch nicht, der Vermieter stellt Forderungen an den Landkreis. Welche das sind, hat Gabi Boschbach recherchiert.

Apropos Frieren: Gabi Boschbach wohnt zwar nicht in dem Haus an der Zingelstraße, aber Leidensfähigkeit hat sie trotzdem. Ganz freiwillig hat sie sich in Ostfrieslands einzige Kältesauna begeben. Der Körper wird bei der Behandlung maximal drei Minuten lang Temperaturen von minus 110 bis minus 140 Grad ausgesetzt. Die Therapie wird bei bestimmten Krankheiten eingesetzt, auch Sportler schätzen die Kältebehandlung. Bestimmt erinnern Sie sich an die „Eistonne“ des früheren Fußball-Nationalspielers Per Mertesacker. Warum die Auricher Kosmetikerin Nicole Kämpfert sich das 60.000 Euro teure Hightech-Gerät gekauft hat, lesen Sie hier.

Um lediglich 280 Euro geht es bei der 83-jährigen Schwiegermutter von Eric Hempel. Viel Geld für die alte Dame, der nicht mal 360 Euro im Monat zum Leben bleiben. Was war geschehen? Weil eine Nachbarin sich sorgte, dass der Rentnerin etwas passiert sein könnte, rief sie die Polizei an. Die Feuerwehr brach die Tür auf, die Wohnung war allerdings leer, da die 83-Jährige gerade im Krankenhaus in Leer war. Für zwei neue Schließzylinder soll sie nun 280 Euro bezahlen. Warum Eric Hampel darüber stinksauer ist, hat Mona Hanssen zusammengefasst.

Wenn wir auf unsere Online-Leserdaten schauen, dann sind Bäckereien das wichtigste Thema in der derzeitigen Krisensituation. Kein Wunder, mit jeder geschlossenen Bäckerei geht in einem Dorf ein sozialer Treffpunkt verloren. Umso schöner die Nachricht, über die Tobias Rümmele berichtet. Sechs ihrer sieben Filialen schließt die Bäckerei Behmann, in Nortmoor aber gibt es eine Nachfolge. Schon im Februar wollen Claudia Mondorf und ihr Mann Christian Mondorf ein neues Bäckerei-Café in dem restaurierten Gulfhof an der Dorfstraße eröffnen - und das sogar sieben Tage die Woche.

Als ich las, dass es um eine Teststrecke für autonomes Fahren in Ostfriesland geht, fiel mir sofort die A31 ein. Zu bestimmten Zeiten begegnet einem dort kein Auto, die Gefahr durch ein Selbstfahrerauto ist also gering. Tatsächlich aber gibt es die Idee einer Teststrecke in der Gemeinde Hinte. Wie realistisch das ist und was VW dazu sagt, hat Michael Hillebrand recherchiert.

Elisabeth Eenboom dürfte am Sonntagabend nach dem WM-Finale in Doha gejubelt haben. Die Leeranerin sammelte beim Welttrainer-Spiel unser Zeitung unter über 3300 Teilnehmenden die meisten Punkte - und stach damit alle selbsternannten männlichen Bundestrainer (und auch unsere Sportredakteure) aus. Das hat sich für sie so richtig gelohnt, denn sie gewann einen Hyundai i10 im Wert von 14.990 Euro, gespendet von Janssen Automobile. Niklas Homes verrät ihre Erfolgsstrategie.

Was heute wichtig wird:

  • In Moormerland gibt es neuerdings einen Kindergarten in einem Seniorenheim. Jung und Alt sollen voneinander profitieren. Tobias Rümmele hat sich vor Ort umgeschaut.
  • Los geht’s: Wer bauen will, kann sich jetzt einen Bauplatz in Jemgum sichern. Wie wird es geheizt? Gibt es die Baugrundstücke mit Fernwärme-Anschluss? Vera Vogt fragt nach.
  • Dr. Christopher Galler ist neuer Leiter des Historischen Museums Aurich. Der Nachfolger von Brigitte Junge will das Konzept der Einrichtung auf den Kopf stellen. Was hat er vor? Gabriele Boschbach fragt nach.
  • „So peitscht der Nordwesten“: Jens Schönig befasst sich in der Serie „Ostfriesland intim“ erneut mit dem Thema Sado-Maso. Er hat Stammtische in Emden und Apen besucht.
  • Unser Mitarbeiter Manfred Hochmann hat an einem Wildkochkursus für Jäger teilgenommen. Er hat mitgekocht und mitgegessen, und er berichtet darüber.
  • Es ist das Ende einer Ära: Alwin Brinkmann gibt an diesem Dienstag sein Amt als Oberdeichrichter auf. Claus Hock ist bei der Sitzung dabei und spricht mit dem Nachfolger.
  • Allerorten sind Menschen krank. Ist es Corona oder die Rückkehr der Erkältung? Claus Hock hat bei Verwaltung, Schule, Polizei und Feuerwehr nachgefragt und herausgefunden: Gerade Schulen trifft es aktuell hart.
  • Am 21. Dezember 1952, vor nunmehr 70 Jahren, sank das Emder Schiff „Melanie Schulte“. 35 Menschen starben. Gordon Päschel blickt auf die Geschichte zurück, die mit einem unglücklichen Stapellauf begann.
Ähnliche Artikel