Was Sie heute wissen müssen

Emma und Ben | Schleuser-Prozess | Totengräber-Mangel

Joachim Braun
|
Eine Kolumne von Joachim Braun
| 11.01.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Wo bleibt das Traditionsbewusstsein ostfriesischer Eltern? Emma und Ben waren im vergangenen Jahr die beliebtesten Vornamen in Ostfriesland, gefolgt von Mia und Noah. Das ist ziemlich nah dran an den Namen, die deutschlandweit am häufigsten ausgewählt worden sind. Wo aber bleiben Hanke und Theo, Hanno und Enno? Geht den Ostfriesen das Bewusstsein für ihre eigene Kultur verloren? Heiko Müller berichtet. Dieses Verhalten ostfriesischer Eltern steht eigentlich im Widerspruch zum kürzlich geführten Konflikt über die auf Plattdeutsch gehaltene Sitzung des Gemeinderats Ostrhauderfehn. Karin Lüppen, plattsprechende Redakteurin, hatte dazu vor einer Woche ein glühendes Plädoyer veröffentlicht: „Proot man driest Platt; Oostfreesen düren dat“.

Mit Plattdeutsch überhaupt nichts am Hut haben die vier Männer, die sich seit gestern wegen Menschenschleuserei am Landgericht Aurich zu verantworten haben. Die Muttersprache der vier Syrer ist arabisch und in dieser Sprache verständigten sie sich mutmaßlich auch mit ihren Kunden, die sie für bis zu 10.000 Euro pro Kopf nach Deutschland und in andere Länder einschleusten. Je nach bezahlter Summe ging es auf dem Landweg oder per Flugzeug nach Europa. Die nicht vorhandenen Einreisepapiere besorgten sich die Menschenschmuggler auf kreative Weise. Sie nahmen Ausweispapiere von Menschen, die ähnlich aussahen wie ihre Kunden und brachten sie so über die Grenze. Daniel Noglik war beim Prozessauftakt dabei.

Dass Julia Pilger Plattdeutsch spricht, ist ebenfalls unwahrscheinlich. Sie lebt zwar in Norden, aber sie stammt nicht von dort. Julia Pilger war bis zu ihrem erzwungenen Rücktritt im Sommer Schatzmeisterin des AfD-Kreisverbands Ostfriesland. Damals nahm die Staatsanwaltschaft Aurich Ermittlungen wegen Volksverhetzung auf. Diese sind nun abgeschlossen, die verhängte Geldstrafe von 1500 Euro wegen einer Holocaust-Leugnung sind rechtskräftig. Zwar läuft seit Monaten ein Parteiausschlussverfahren des Bundesvorstands gegen Pilger, deren Parteikarriere läuft trotzdem weiter. Sie ist nun Schatzmeisterin des Kreisverbands Wesermarsch, fand Andreas Ellinger heraus. Warum die Strafe für Pilger zu milde sei, schreibt er in seinem Kommentar.

Wer sich Pilgers Facebookseite anschaut - die Volksverhetzung lief über das russische Facebook-Pendant VK - zweifelt nicht daran, dass die Norderin auch an „Spaziergängen“ der Coronaskeptiker gegen die staatlich verordneten Maßnahmen teilnehmen könnte. 170 Menschen versammelten sich gestern Abend in Aurich. Nachdem es eine Woche zuvor bei der nicht behördlich angemeldeten Protestaktion Ausschreitungen gegeben hatte, war die Polizei diesmal mit ausreichend Einsatzkräften vor Ort. Und diesmal blieb es friedlich, wie Marion Luppen schreibt. Lediglich drei Ordnungswidrigkeitsverfahren leiteten die Ordnungshüter ein.

Ungeimpfte Mitbürger, und um die handelt es sich ja häufig bei den Demonstrationen, sind in ihren Bewegungsfreiheiten stark eingeschränkt. Kein Wunder, dass es viele von ihnen in die Ferne zieht. Die Dominikanische Republik ist ein begehrtes Reiseziel, weil dort derzeit weder Impfung noch Test bei der Einreise verlangt werden. Noch begehrtere Reiseziele sind die Türkei und Spanien, wie Gabriele Boschbach bei örtlichen Reisebüros erfragt hat. Es geht wie immer ums Geld: Der Absturz der türkischen Lira und der gesamten Wirtschaft sorgt bei Urlaubern aus dem Euro-Raum für traumhafte Wechselkurse.

Die Meldung aus der Neujahrsnacht hatte in Leer für Aufsehen gesorgt: 40 Feiernde hatten sich vor einer Leeraner Gaststätte gegenseitig die Zähne ausgeschlagen. Erst gestern teilte die Polizei Gründe für die Massenschlägerei mit. Es ging um die Musik, zu der die eine Gruppe feierte und die der anderen zu laut war. Erst bekam ein Mann ein Glas übergezogen, und dann ging so richtig die Post ab. Sogar ein Polizist wurde durch einen Faustschlag verletzt. Katja Mielcarek hatte nachgefragt.

Zum Schluss noch eine eher kuriose Nachricht: Auf der Insel Langeoog fehlen die Totengräber. Präzise formuliert: Dem Bauhof mangelt es an Mitarbeitern, weshalb ab Herbst der Kirchfriedhof nicht mehr mitversorgt wird. Kreative Lösungen sind nun gefragt und Insulaner, die bereit sind, eine Schaufel in die Hand zu nehmen. Susanne Ulrich fasst die Situation zusammen.

Was heute wichtig wird:

  • Der Combi-Markt in Remels zieht vorrübergehend in ein großes Zelt um. Wie funktioniert ein solcher Pop-up-Supermarkt? Wie ist es, darin einzukaufen oder zu arbeiten? Tobias Rümmele schaut es sich vor Ort an.
  • Für die elektronische Patientenakte gibt es mit dem neuen Jahr gleich mehrere Änderungen. Eine davon: Der Patient kann seine Unterlagen, Befunde und anderes nun am Computer statt nur in einer App einsehen. Karin Lüppen berichtet.
  • Ende des Jahres soll das neue Einkaufscenter am Pferdemarkt in Aurich an die Firma Bünting übergeben werden. Gabriele Boschbach berichtet, was künftig alles in dem Gebäude möglich sein wird.

Wenn Sie diesen Nachrichtenüberblick jeden Morgen bequem per E-Mail zugestellt bekommen möchten, dann abonnieren Sie doch einfach unseren Newsletter.

Ähnliche Artikel