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Strackholter nehmen ihren Dorfladen an

Jan-Michael Heimann und der Agentur
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Von Jan-Michael Heimann und der Agentur
| 25.01.2021 17:29 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Grund zur Freude bei den Verantwortlichen des Dorfladens in Strackholt: Ein halbes Jahr nach der Eröffnung ziehen sie ein positives Fazit. Ob die Corona-Pandemie positive oder negative Auswirkungen hat, lässt sich dabei gar nicht so leicht sagen.

Strackholt - Der Laden läuft: Dieses Fazit ziehen Johann Swalve und Christian Schöttler nach einem halben Jahr Dorfladen Strackholt. Sie sind beide in der Lenkungsgruppe und sorgten mit dafür, dass das Dorf seit Mitte 2020 wieder einen Nahversorger hat. Ob der Laden trotz oder gerade wegen der Corona-Pandemie gut läuft, lässt sich nicht so einfach sagen. Der Laden öffnete schließlich erst mitten in der Pandemie. Doch das Wichtigste ist ohnehin für sie: Unter dem Strich steht eine schwarze Null.

„Wir sind positiv gestimmt für die kommenden Monate“, sagt Johann Swalve. Er steckte viel Arbeit in den Laden, der von einer Genossenschaft betrieben wird. „Zwischen 60 und 70 Mitglieder gehören dazu“, sagt er. Er hätte sich etwas mehr gewünscht. Doch in diesem Fall habe Corona negativen Einfluss gehabt. „Wir konnten keine Versammlungen machen“, erklärt er.

Täglich zwischen 180 und 210 Kunden

Der Laden habe sich mittlerweile im Dorf etabliert. Zwischen 180 und 210 Kunden täglich kommen, um sich mit Einkäufen einzudecken. Und das freut Swalve und Schöttler: „Ein Dorfladen ist darauf angewiesen, dass die Leute ihm die Stange halten“, sagt Swalve. Nachdem der eigentliche Laden in Strackholt „von heute auf morgen weg war“, bildete sich in Strackholt eine Lenkungsgruppe. Sie hatte das Ziel, die Nahversorgung im Dorf sicherzustellen. Das schaffte die Gruppe, die letztendlich noch sechs Mitglieder hatte.

Christian Schöttler ist optimistisch, dass sich der Laden weiterhin positiv entwickelt. Doch kommen aktuell mehr Kunden in den Dorfladen, um die großen Geschäfte in Wiesmoor oder Ostgroßefehn zu vermeiden? Schöttler denkt das nicht. „Es wäre auch so gut gelaufen“, ist er sich sicher.

Interesse an Dorfläden steigend

Grundsätzlich ist das Interesse der Menschen an Dorfläden während der Corona-Pandemie gestiegen. Während des Lockdowns im Frühjahr und seit November seien die Umsätze der Dorfläden bei den Lebensmitteln um 10 bis 30 Prozent gestiegen, berichtete Günter Lühning, erster Vorsitzender der Bundesvereinigung multifunktionaler Dorfläden.

Christian Schöttler (links) und Johann Swalve sind zufrieden mit den ersten Monaten. In dem Geschäft gibt es alles für den täglichen Bedarf. Bild: Heimann
Christian Schöttler (links) und Johann Swalve sind zufrieden mit den ersten Monaten. In dem Geschäft gibt es alles für den täglichen Bedarf. Bild: Heimann
Nicht nur der Umsatz in den Geschäften steigt offenbar, sondern auch die Geschäfte werden mehr. Als Reaktion auf Supermarkt-Schließungen auf dem Land gibt es immer mehr Dorfläden, die von Bürgern gegründet werden. Bundesweit sei ihre Zahl seit 2015 von rund 200 auf etwa 300 gestiegen, sagte Günter Lühning. In vielen Fällen verkaufen die Initiatoren von Dorfläden Anteilsscheine, die Kunden können Teilhaber werden. Kommunen fördern oft die Gründungen. Aktiv werden Bürger häufig, wenn die Inhaber des letzten Lebensmittelmarktes vor Ort aus Altersgründen aufgeben. Für die großen Ketten seien Märkte in Orten mit weniger als 5000 Einwohnern uninteressant, beobachtete Lühning. In Strackholt war das ähnlich, auch hier können Kunden für 150 Euro einen Anteil am Geschäft kaufen. Der Laden in Strackholt ist niedersachsenweit aber noch einer von nur 30 Dorfläden dieser Art.

Etwa die Hälfte der Läden in Bayern

Nach Angaben der Bundesvereinigung befindet sich etwa die Hälfte der aktuell rund 300 Dorfläden in Bayern. Jeweils etwa 30 gebe es in Baden-Württemberg und Niedersachsen, jeweils circa 25 in Nordrhein-Westfalen sowie in Rheinland-Pfalz mit dem Saarland, etwa zehn in Hessen. In Schleswig-Holstein gibt es 40 Markt-Treffs, die von der Landesregierung in Kiel gefördert werden – einige davon sind bürgerschaftlich organisiert. Zuletzt gab es laut Lühning mehrere Gründungen in Ostdeutschland.

Dafür, dass es so viele Dorfläden in Bayern gibt, hat Anton Brand, zweiter Vorsitzender des Dorfladen-Netzwerkes, keine wissenschaftliche Erklärung. „Wir haben viele dörfliche Gegenden, wo die Nahversorgung fehlt“, sagte der Chef des Dorfladens Gleiritsch in der Oberpfalz. „Es gibt noch ein intaktes Dorfleben. Man kennt sich, man trifft sich, man packt gemeinsam an.“

Das denkt Johann Swalve in Strackholt auch. In Bayern gebe es eine andere Mentalität. „Das ist ein Segen für Ortschaften“, sagt er. Doch auch wenn die Dorfläden in Niedersachsen eher selten sind, zumindest in Strackholt hat sich der Laden nach einem halben Jahr etabliert. Und die Verantwortlichen sind optimistisch, dass es so gut weitergeht.

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