70 Jahre OZ

Drei ostfriesische Verlegerfamilien vereint ein Ziel

Heiko Müller
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Von Heiko Müller
| 09.10.2020 00:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Wer die Anteile an der ZGO hält und warum sich die Zusammenarbeit der Gesellschafter geändert hat.

Leer - Die Liste der Gesellschafter der Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO), zu der die Ostfriesen-Zeitung gehört, ist kurz. Doch es sind die Namen von drei Familien aus drei Orten Ostfrieslands, die jeweils eine lange Tradition als Verleger haben. Sie prägen die Zeitungs- und Medienlandschaft dieser Region – zum Teil seit mehr als 150 Jahren.

Die Mehrheit der Anteile an der ZGO halten heute zusammen die Familien Dunkmann aus Aurich (vor allem Robert, zu einem Teil auch dessen Cousin Dietmar Müller-Dunkmann) und Engelberg aus Rhauderfehn. Weitere Teilhaberin ist Familie Gerhard aus Emden, Vater Edzard und dessen Töchter Swantje und Neeltje. Die ZGO ist damit komplett in der Hand ostfriesischer Verlegerfamilien und wahrt so ihre Unabhängigkeit in der immer noch vielfältigen Presselandschaft dieser Region.

Verhältnis „ausgesprochen harmonisch“

Richtungsweisende Verlagsentscheidungen trifft die Gesellschafterversammlung nach oftmals kontroverser Fachdiskussion stets einmütig. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es in den letzten zehn Jahren strittige Entscheidungen gegeben hat“, sagt Mitgesellschafter Robert Dunkmann (55), seit 2009 ZGO-Geschäftsführer. Das Verhältnis sei „ausgesprochen harmonisch, weil die Interessenslagen übereinstimmen“. Die Gesellschafter haben ein gemeinsames Ziel: „Wir wollen alle die ZGO weiter nach vorn bringen.“

Dunkmann, der in der Auricher Verlegerfamilie der Ostfriesischen Nachrichten in fünfter Generation am Ruder ist, räumt ein, dass es früher in anderen Konstellationen ganz anders zugegangen war und oft in Mehrheitsentscheidungen endete: „Da gab es unterschiedliche Interessen und erheblichen Diskussionsbedarf“, umschreibt er das, was gemeinhin als Streit bezeichnet wird.

Fehden zwischen den Gesellschaftern kann auch Dr. Mareike Engelberg nicht bestätigen. Zusammen mit ihrem Vater Dr. Gerfried Engelberg führt die Redakteurin und Volljuristin in dritter und vierter Generation die Geschäfte der Siebe Ostendorp GmbH, benannt nach ihrem Ur-Großvater. Vor 18 Jahren fusionierte der General-Anzeiger mit der Ostfriesen-Zeitung zur Zeitungsgruppe Ostfriesland.

Mareike Engelberg sieht in der heutigen Struktur des Unternehmens einen entscheidenden Vorteil: „Wir haben verstanden, dass unsere Wettbewerber keine anderen Zeitungen sind, sondern die großen Digital-Anbieter, vor allem aus den USA“, sagt sie. Nur gemeinsam könne man da bestehen.

Zukunft ist digital

Für die junge Verlegerin sieht die Zukunft der Regionalzeitung ebenfalls digital aus. Entscheidend sei aber nicht der Träger der Nachricht, also Papier oder Pixel. „Es geht nur um den Inhalt“, sagt sie. Sie glaube an Lokaljournalismus und dessen „unverzichtbaren Beitrag in einer Demokratie“. Die Verpackung der Nachricht müsse jedoch mit den Gewohnheiten der Menschen und den technischen Entwicklungen Schritt halten. Das tue die Ostfriesen-Zeitung mit der stetigen Weiterentwicklung ihres digitalen Angebots, so Engelberg.

Sie selbst greift schon vor dem Aufstehen zum Handy, um zum Start in den Tag auf dem neuesten Stand zu sein: „Zum Frühstück darf es noch das gedruckte Exemplar sein, um zu schauen, was ich digital überlesen habe.“ Tagsüber informiere sie sich ansonsten immer wieder mobil.

Eingeschlagene Wege weiter beschreiten

Anders ist es bei Edzard Gerhard. Der ZGO-Gesellschafter und ehemalige Verleger der Emder Zeitung ist 74 und gehört damit der Generation an, die noch die gedruckte Zeitung bevorzugt. „Was gibt es Anregenderes, als eine aufgeschlagene Doppelseite einer gedruckten Zeitung, die mit journalistischer Sorgfalt gedacht, geschrieben und gestaltet wurde? Und mit Liebe zum Leser?“, fragt er.

Mittelfristig finanziere die gedruckte Zeitung auch noch alle digitalen Aktivitäten. Aber auch Gerhard, Verleger in vierter Generation, erkennt den Wandel an: „Digitale Angebote sind notwendig, weil sich das Leseverhalten verändert.“ Der Emder empfiehlt der Ostfriesen-Zeitung folglich, die eingeschlagenen Wege in Verlag, Redaktion und Marketing mit den digitalen Mitteln der Leserforschung weiter zu beschreiten und auszubauen.

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