70 Jahre OZ

OZ-Leser spenden am meisten für kranke Kinder

Mona Hanssen
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Von Mona Hanssen
| 09.10.2020 00:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Seit 1987 folgen Ostfriesen den Spendenaufrufen der Ostfriesen-Zeitung zu Weihnachten – und haben unzähligen Menschen geholfen. Rund 1,5 Millionen Euro wurde in den Jahren gespendet. Was ist aus dem Geld geworden?

Dieses Foto entstand 1987 – der Computer gibt den Spendenstand durch.
Dieses Foto entstand 1987 – der Computer gibt den Spendenstand durch.
Ostfriesland - Traditionell ist Weihnachten nicht nur die Zeit des Nehmens, sondern vor allem des Gebens. 1987 hat die Ostfriesen-Zeitung daher eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Jedes Jahr wurde seitdem für eine besondere Organisation oder gleich mehrere Einrichtungen Geld gesammelt – etwa für die Herzkinder Ostfriesland, den Verein Leukin, die MS-Gesellschaft oder Drobs. Die OZ-Leser folgten dem Aufruf stets bereitwillig – in den 33 Jahren sind bislang fast 1,5 Millionen Euro eingegangen. Deutlich wird dabei: Am meisten spenden die Ostfriesen für kranke Kinder. 1993 gingen beispielsweise rund 137 000 D-Mark für den Elternverein krebskranker Kinder ein. In Euro-Zeiten und damit insgesamt den höchsten Beitrag haben Leser für den Verein Leukin mit Sitz in Ostrhauderfehn gegeben. Rund 82 500 Euro wurden im Rekordjahr 2011 für leukämiekranke Kinder gespendet. Auch 2018 kam wieder eine stolze Summe für Leukin zusammen – rund 65 000 Euro.

„Wir sind sehr dankbar“, sagt Anna Fennen, die Vorsitzende des Vereins auf Nachfrage. Im Jahr sei Leukin auf 400 000 bis 500 000 Euro angewiesen, um so flächendeckend wie möglich Typisierungen durchzuführen zu können. „Die Spenden fließen alle in Typisierungen“, sagt Fennen. Durch die OZ-Spenden konnten also fast 3000 Menschen typisiert werden. Einige von ihnen sind möglicherweise schon Lebensretter geworden.

Corona bereitet Helfern große Schwierigkeiten

Im vergangenen Jahr wurde unter anderem für den Emder Verein Theartic gesammelt.
Im vergangenen Jahr wurde unter anderem für den Emder Verein Theartic gesammelt.
Laut Leukin sind aus allen Typisierungsaktionen bislang 845 Menschen hervorgegangen, die durch ihre Spende Leukämiekranken eine zweite Chance zum Leben gegeben haben. „Erst vor Kurzem wurde für ein Kind in Werlte ein Spender gefunden“, sagt Fennen. In diesem Jahr sei die Arbeit von Leukin besonders erschwert – durch die Corona-Pandemie habe es einen kompletten Einbruch an Typisierungen und Spenden gegeben. Vieles laufe jetzt online ab – unter der Internetadresse http://go.zgo.de/kov99 kann man ein Stäbchen anfordern und sich zu Hause selbst typisieren. Auch für jede noch so kleine Spende sei der Verein dankbar. „Wenn wir keine Spenden bekommen, können wir nicht typisieren“, betont sie.

Im vergangenen Jahr hat unter anderem der Emder Verein Theartic, in dem sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Behinderung künstlerisch betätigen, einen Teil der Spende erhalten. Aber: Corona hat auch hier die Planung durcheinandergewirbelt, sagt Vorsitzende Ulrike Heymann. „Die Spenden wollten wir für zwei Theaterproduktionen verwenden, die im September dieses Jahres und Anfang nächsten Jahres auf die Bühne kommen sollten“, sagt sie. Die Aufführungen mussten jetzt auf Juni und November 2021 verschoben werden. „Dann werden wir die Spenden einsetzen.“

Auch dieses Jahr wieder Weihnachtsaktion

Edo Buntjer (rechts) hilft 1995 im Bunder Pflegeheim einem Mann aus dem Rollstuhl.
Edo Buntjer (rechts) hilft 1995 im Bunder Pflegeheim einem Mann aus dem Rollstuhl.
Für die Weihnachtsaktion im vergangenen Jahr war die damalige OZ-Volontärin Vera Vogt verantwortlich. Denn: Zu der Aktion gehört, dass jede Woche im Advent und darüber hinaus über Menschen berichtet wird, denen das Geld zugutekommen soll. „Ich habe viele Menschen besucht und mit ihnen gesprochen, um einzelne Geschichten zu erzählen – das ist teilweise schon berührend“, sagt sie. Mit einem normalen Pressetermin sei das nicht zu vergleichen. Außer Theartic hatte auch der Auricher Förderverein Dwarsloopers, der sich für psychisch Erkrankte einsetzt, Spenden erhalten. „Die Betroffenen haben sich mir richtig geöffnet“, sagt die jetzige Redakteurin. Durch die Berichte wird die Arbeit der Vereine und Organisationen fassbar für die Leser. „Damit man auch weiß, wofür man spendet“, erklärt sie.

2009 gingen die Spenden an das Projekt „Lesenester“ im Landkreis Aurich.
2009 gingen die Spenden an das Projekt „Lesenester“ im Landkreis Aurich.
Anders lief die Aktion für die heutige OZ-Redakteurin Karin Lüppen. Sie hatte in den 1990er-Jahren noch mit der Sammeldose, begleitet von lokalen Politik-Größen, umhergehen müssen. Sehr gut erinnert sie sich noch daran, wie sie mit dem ehemaligen und mittlerweile verstorbenen Wiesmoorer Bürgermeister Eilert Schmidt unterwegs war: „Wir hatten ein exorbitant gutes Sammelergebnis.“ Als Volontärin habe sie dann auch Berichte über Betroffene geschrieben – unter anderem über Menschen, die auf den familienentlastenden Dienst der Lebenshilfe angewiesen sind. „Das war sehr intensiv“, sagt sie. Ihr sei noch deutlich in Erinnerung, wie erleichtert die Eltern eines schwerbehinderten Jungen über die Hilfe waren.

Damit weitere Vereine und Organisationen auch in diesem Jahr durch OZ-Leser besonders unterstützt werden können, wird es auch Weihnachten 2020 eine Sammelaktion geben. Für wen diesmal gesammelt wird, wird noch nicht verraten.

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