70 Jahre OZ

OZ digital: Seit 20 Jahren in Richtung Zukunft

Timo Sager
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Von Timo Sager
| 09.10.2020 00:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Schon zur Jahrtausendwende war die Ostfriesen-Zeitung im Internet vertreten. Damals noch weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Seitdem hat sich viel getan – und es tut sich ständig Neues.

Ostfriesland - Die OZ wird 70. Die größte Zeit davon gab es die Zeitung nur klassisch auf Papier – und so wird es sie auch noch lange geben. Aber schon seit mehr als 20 Jahren erscheint die OZ auch digital.

Um die Jahrtausendwende ist die Ostfriesen-Zeitung mit einer eigenen Internetseite gestartet. Ein kleines Beiboot war das Online-Angebot anfangs, mehr nicht. Alle Artikel aus der Zeitung liefen automatisch in der Nacht auf die Seite. Aktuelle Berichte von wichtigen Entscheidungen, Unfällen oder Bränden schnell auf die Webseite zu stellen – das war kein Thema. Die Webseite war nicht aktueller als die Zeitung.

Selbst wenn das damals schon anders gewesen wäre, es hätte kaum jemand mitbekommen. Eine der ersten Messungen der Zugriffe auf die Seite oz-online.de stammt aus dem Jahr 2001. Etwa 1000 Besuche pro Tag hatte die Webseite. Aus heutiger Sicht nicht der Rede Wert.

Funktionierendes Geschäftsmodell fehlte

Den Zeitungen ging es damals noch recht gut. Die Auflagen sanken, aber nur langsam. Im Internet dabei sein, das wollte fast jeder Verlag. Denn es zeichnete sich bald ab, dass sich da etwas ganz Großes entwickelt – und dass das alte Geschäftsmodell nicht mehr ewig trägt.

Was fehlte für den Schritt in die digitale Zukunft, war ein funktionierendes Geschäftsmodell. Mal war die Devise: Alles frei für alle – Werbung sollte das Angebot finanzieren. Dann sollten alle Inhalte hinter einer Bezahlschranke verschwinden, die Abo-Erlöse sollten den Erfolg bringen. Brachten sie aber nicht. Rückblickend muss man sagen: Vermutlich konnte es vor zehn oder 15 Jahren noch gar kein tragfähiges Modell geben. Nicht nur Verlage wie die OZ waren noch nicht so weit, ihren Kunden wirklich passende Angebote zu machen. Auch die Nutzer waren noch nicht bereit, für digitale Angebote zu zahlen.

Digitaler Erfolg existenziell wichtig

Mit dem Aufkommen von Smartphones erlebte der Alltag von uns allen eine Digitalisierungsexplosion. Das Internet war auf einmal überall, nie mehr als eine Armlänge entfernt.

Und das hat Folgen: Nicht mehr 1000, sondern 50 000 Besuche messen wir auf der OZ-Webseite und in unseren Apps inzwischen jeden Tag. Digital erfolgreich zu sein, ist für die OZ existenziell wichtig geworden.

Denn die Print-Auflagen sinken seit Jahren deutlich und damit auch die Einnahmen aus den Abonnements und den Anzeigen. Journalismus zu finanzieren wird zunehmend schwieriger. Es gibt nur einen Ausweg und der ist digital.

Digital heißt heute viel mehr, als nur eine eigene Internetseite zu haben. Mobile Webseite, Handy- und Tablet-Apps, Videos, Facebook, Twitter und Instagram gehören zu den Kanälen, auf denen Leser heute ihre Informationen erwarten.

Die OZ ist überall mit dabei. Das alles technisch auf die Beine zu stellen, ist schwierig. Aber es steckt viel mehr dahinter. Wir stellen die eigene Arbeit auf den Kopf.

Neues Geschäftsmodell zeichnet sich ab

Heute sind jeden Tag fünf Kollegen aus der Redaktion nur mit den digitalen Angeboten der Ostfriesen-Zeitung beschäftigt. Von 6 bis 23 Uhr ist die Digitalredaktion besetzt. In den verbleibenden sieben Stunden reagiert die OZ-Redaktion bei Bedarf. Es gibt Seiten- und Social-Media-Manager. Sie planen, zu welcher Zeit welche Inhalte am besten veröffentlicht werden. Dabei nutzen sie Systeme, die messen, wann und wo welche Artikel am besten gelesen oder am meisten kommentiert wurden oder ob darüber neue Leser gewonnen wurden.

Alle Redakteure planen und schreiben erst den Artikel für die digitale Veröffentlichung, bevor die Version für die Zeitung entsteht. Bei der Überlegung, welche Themen sie aufgreifen, helfen ebenfalls die Daten der vorangegangenen Artikel.

Können wir ein Thema auf der Webseite multimedial aufbereiten? Wo machen wir eine Fortsetzung? Wie können wir eine Leser-Anregung, die per Facebook kam, mit aufgreifen? All das spielt heute eine große Rolle bei der Entstehung von Geschichten, die möglichst nah am Leben unserer Kunden sein sollen.

Wir haben gelernt in den vergangenen 20 Jahren und so zeichnet sich auch im Internet ein Geschäftsmodell ab: eine Mischung aus freien Artikeln und kostenpflichtigen, aus Werbung und Abonnement. Denn inzwischen sind die Menschen zunehmend bereit, für gute Inhalte auch im Digitalen zu bezahlen.

Jeden Tag Schritt ins Unbekannte

„Das Internet ist für uns alle Neuland.“ Dieser Satz hat Bundeskanzlerin Angela Merkel vor einigen Jahren jede Menge Kritik und Häme eingebracht. Er stimmt natürlich so auch nicht. Aber, er ist auch nicht so falsch, wie man auf den ersten Blick denken könnte.

Komplettes Neuland war das Internet bei der OZ vor 20 Jahren tatsächlich. Inzwischen sind wir gut unterwegs, können und müssen aber immer besser werden. Denn das Internet ist unglaublich dynamisch.

Jeden Tag kann irgendwo auf der Welt aus dem Nichts ein neues digitales Angebot entstehen, das alle Spielregeln im Internet auf den Kopf stellt.

Neuland also schon lange nicht mehr. Aber wir machen ständig Schritte ins Ungewisse, müssen uns um- und einstellen auf das, was sich im Internet und bei den Nutzungsgewohnheiten der Menschen in extrem kurzer Zeit verändert.

20 Jahre ist die OZ jetzt digital dabei. In dieser Zeit hat sich unglaublich viel entwickelt. Wie sehen die Angebote in 20 Jahren aus? Keiner weiß es. Fest steht aber: Es bleibt spannend!

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