Berlin (dpa)

„Keine organisierten Events“: Zverev sagt für Berlin ab

Wolfgang Müller, dpa
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Von Wolfgang Müller, dpa
| 08.07.2020 15:33 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Alexander Zverev hat seine Teilnahme an dem Show-Turnier in Berlin in der kommenden Woche abgesagt. Er habe sich entschieden, „derzeit nicht an organisierten Events teilzunehmen“, erklärte der Tennisprofi - und sorgte bei den Veranstaltern für Unverständnis und Verärgerung.

Nach wochenlangem Schweigen zu seinen Corona-Fehltritten hat sich Deutschlands bester Tennisprofi Alexander Zverev nun doch zu Wort gemeldet - und mit seiner Absage für das Show-Turnier in Berlin die Veranstalter verärgert.

Er habe sich entschieden, „derzeit nicht an organisierten Events teilzunehmen“, schrieb der 23 Jahre alte gebürtige Hamburger auf Instagram. Der Weltranglisten-Siebte habe „für seinen Verzicht keine nähere Begründung“ geliefert, hieß es wenig später in einer Mitteilung der Organisatoren.

„Wir sind über diese Entscheidung enttäuscht, denn aus unserer Sicht wäre es für Alexander Zverev eine gute Chance gewesen, vor Publikum in Berlin nach den Turbulenzen zuletzt den Fokus wieder auf sein Tennis zu richten“, sagte Turnierchef Edwin Weindorfer. Neben Zverev sagte auch Nick Kyrgios „aufgrund der wieder angespannteren Corona-Lage in seinem Heimatland Australien“ ab.

Zverev kündigte an, stattdessen mit seinem Team und seinem neuen Coach David Ferrer, mit dem er eine Probezeit vereinbart habe, trainieren zu wollen. „Es ist nie schön, die Chance zu verpassen, zu Hause zu spielen, aber ich werde bald zurück sein“, schrieb er.

Der Australian-Open-Halbfinalist galt als eine der großen Attraktionen für das Turnier für Damen und Herren. Vom 13. bis 15. Juli wird im Steffi-Graf-Stadion auf Rasen gespielt, vom 17. bis 19. Juli in einem Hangar auf dem einstigen Flughafen Tempelhof auf Hartplatz.

Doch die Turnier-Veranstalter hatten Zverev zuletzt auch unter Druck gesetzt und klare Verhaltensregeln eingefordert. „Von dem Moment an, wo die Spieler in Berlin landen und den ersten Coronatest abgeben - der natürlich negativ sein muss - werden sie sich unserem sehr strikten Regulativ unterziehen müssen“, hatte Weindorfer dem Fernsehsender rbb gesagt: „Wenn das nicht eingehalten wird und die Spieler glauben, trotzdem auf irgendwelche Partys gehen zu müssen, dann werden sie nicht antreten. Das haben wir den Spielern auch ganz klar kommuniziert.“ Auch wenn er den Namen nicht nannte, war klar, wen Weindorfer mit dem Verweis auf „Partys“ gemeint hatte.

Zverev war zuletzt wegen seines Verhaltens in der Corona-Krise in die Kritik geraten. Zunächst war er zusammen mit dem Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic und weiteren Profis bei der Adria-Tour wegen Partyvideos und der Missachtung von Hygiene-Empfehlungen aufgefallen. Danach war er kritisiert worden, nachdem ein Party-Video mit ihm, ohne zeitliche Zuordnung, im Internet aufgetaucht war. Nach der Adria-Tour waren mehrere Profis, unter ihnen Djokovic, positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Zverev gab bekannt, dass auch sein dritter Test auf Covid-19 negativ ausgefallen sei. Mit seiner Absage erspart sich Zverev nun lästige Fragen und Rechtfertigungen bei Auftritten in Deutschland, er lässt aber auch die Chance auf eine öffentlichkeitswirksame Entschuldigung aus. Denn die Dauerdebatten im Tennis-Zirkus nehmen kein Ende - im Gegenteil. Der Österreicher Dominic Thiem, ebenfalls bei der Adria-Tour dabei, verteidigte seinen Kumpel Zverev - was wiederum den Australier Nick Kyrgios erzürnte und zu verbalen Rüpeleien via Twitter führte.

Wie und wann es auf der Tour weitergeht, ist derzeit ohnehin offen. Dass Ende August tatsächlich in den Pandemie-geplagten USA die US Open stattfinden sollen, scheint mehr als fraglich. Djokovic und auch der Ranglisten-Zweite Rafael Nadal haben ihre Teilnahme bislang offengelassen. Und was passiert nun in Berlin? Die Ausfälle sollen durch „entsprechende Neuverpflichtungen“ kompensiert werden. „Die Zeit drängt zwar extrem, aber wir werden alles versuchen, um noch mögliche „Last-Minute-Optionen“ zu ziehen“, sagte Weindorfer.

© dpa-infocom, dpa:200708-99-719550/5

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