Was Sie heute wissen müssen

Turmwärter Johnny | Kompromiss bei Meyer-Werft | AfD-Volksverhetzerin

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 29.07.2021 06:26 Uhr | 3 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Die erste ostfriesische Insel, auf der ich ganz privat ein paar Tage Urlaub verbracht hatte, war Langeoog. Das Hotel war in Steinwurfweite des markanten Wasserturms, weshalb mich gestern natürlich ganz besonders die Geschichte von Susanne Ullrich interessierte. Sie hat sich mit Jan-Gerhard „Jonny“ Vestering getroffen, der auch noch mit 84 Jahren das Amt des Turmwärters wahrnimmt. Seit 27 Jahren steigt er jeden Wochentagsmorgen die 122 Stufen bis ganz nach oben in dem höchsten Gebäude der Insel. Ein wirklich schönes Porträt.

Noch mehr gute Nachrichten gefällig? 450 Stellen werden in der Meyer-Werft abgebaut. Das ist der Inhalt einer Vereinbarung, die Geschäftsführung und Betriebsrat nach langen und sehr schwierigen Verhandlungen nun geschlossen haben und die gestern in einer Betriebsversammlung verkündet wurde. Dass 450 Stellen weniger eine gute Nachricht sein sollen, mag zynisch klingen. Angesichts der bis zu 1800 Jobs, die nach Angaben der Geschäftsführung zwischenzeitig auf der Kippe standen, ist das aber doch eine positive Nachricht. Alles ist eben relativ. Mirco Moormann berichtet aus Papenburg.

Gute Nachrichten gibt es auch für die Mitglieder der Leeraner Bürgerinitiative gegen „Donnerzüge“. Also jene Züge, die auf der Strecke Leer-Oldenburg unterwegs sind und für solche Vibrationen bei den Anliegern sorgen, dass Möbel kaputtgehen. So ganz freiwillig ist es zwar nicht, aber die Deutsche Bahn hat jetzt Untersuchungen zugesagt. Vorigen Freitag waren Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister und zugleich Bahn-Beauftragter der Bundesregierung, und einige Bahn-Größen bei den betroffenen Bürgern gewesen, um sich zu informieren. Und nun soll tatsächlich etwas passieren. Eingefädelt hatte dieses Gespräch übrigens Gitta Connemann, die CDU-Bundestagsabgeordnete, wie Katja Mielcarek, Donnerzug-Expertin, schreibt.

Hinter den Kulissen ging es gestern indes ziemlich rund. Und das nicht gerade erfreulich. Die furchtbare Vergewaltigung einer jungen Frau durch drei junge Männer wühlt zu Recht ganz viele Menschen auf. Manche davon würden die mutmaßlichen Täter offensichtlich am liebsten am nächsten Baum aufknüpfen - und mich gleich mit. Ein besonders eindrückliches Beispiel nicht vorhandener Kinderstube offenbarte dieser Mailschreiber: „Sehr geehrte Damen und Herren, und es kotzt mich an eine derart höfliche Anrede zu benutzen. (...) Es ist an Widerlichkeit nicht zu überbieten, wie Sie den Täterschutz in ihren Artikel einarbeiten. (...) Wenn Ihnen so viel daran liegt, die armen traumatisierten Täter derart zu schützen, dann können Sie direkt hoffen, dass dieses Klientel fortan Ihr Blatt kauft, denn von mir werden Sie keinen Cent mehr sehen. Sie widern mich an.“ Vom Rechtsstaat hat dieser Autor, der im September für ein kommunalpolitisches Amt kandidiert, jedenfalls noch nichts gehört.

Mitgemischt via Facebook, allerdings eher zurückhaltend, hat bei dieser Diskussion auch Julia Pilger aus Norden, bis vor Kurzem noch Schatzmeisterin der AfD Ostfriesland und Kandidatin für den Kreistag. Gegen sie hat jetzt die Staatsanwaltschaft Aurich ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der „Anfangsverdacht der Volksverhetzung“ sei „als gegeben angesehen“ worden, hat Andreas Ellinger erfragt. In einem russischen Netzwerk hat Pilger mehrere Beiträge von Holocaust-Leugnern geteilt. Das bringt zunehmend auch ihren Kreisvorsitzenden Prof. Reiner Osbild in Erklärungsnöte. Er hatte behauptet, dass es „Konsens in unserem Kreisverband und auch im Kreisvorstand“ sei, „dass die Gräueltaten der Nazis eine geschichtliche Tatsache darstellen“. Diese Position teile „auch Julia“, so Osbild. Ja offensichtlich wohl nicht.

Haben Sie sich auch schon öfter mal gefragt, was eigentlich die Supermärkte mit all jenen Lebensmitteln machen, deren Mindesthaltbarkeit abgelaufen ist? Ich schon, und deshalb habe ich mit Interesse den Artikel von Rieke Heinig gelesen, die darüber mit Vertretern mehrerer Supermarktketten gesprochen hat. In ihrer Geschichte gibt es auch einige Tipps für die Kunden, die abgelaufene Lebensmittel in ihrem Kühlschrank finden.

Was heute wichtig wird:

  • Die Enkelinnen besonderer Frauen aus Moormerland berichten, wie das Leben ihrer Großmütter ihr eigenes Leben beeinflusst hat, oder noch beeinflusst. Karin Lüppen hat ein lebendiges Gespräch mit den Dreien geführt.
  • Der Krimi ist in der Stadt: Seit Tagen wird für den „Friesland“-Krimi in Leer gedreht. Die Dreharbeiten und die Schauspielerinnen und Schauspieler werden oft in der Stadt gesichtet. Wo überall, schreibt Nikola Nording.
  • Haben Strohschweine ein besseres Leben als konventionell gehaltene Rüsseltiere? Um diese Frage zu beantworten, hat Gabriele Boschbach einen Bauernhof in Tannenhausen besucht. Den ganzen Tag hing ihr der Geruch nach Schweinestall in der Nase.
  • Vor dem Landgericht Aurich geht es heute um eine Vergewaltigung. Nach einem Discobesuch soll der Angeklagte seine Lebensgefährtin in der gemeinsamen Wohnung in Wiesmoor gewürgt und in Todesangst versetzt haben. Bettina Keller berichtet.
  • Die Diskussion um die Holzterrasse beim Emder Restaurant „da Sergio“ geht weiter. Eigentlich soll die Terrasse noch im Juli abgebaut werden, weil keine Baugenehmigung dafür vorlag. Noch steht sie aber. Heiko Müller berichtet.
  • Was sind die Stärken und Schwächen der ostfriesischen Durstlöscher? Mona Hanssen macht für die Getränkeserie den Test. Dazu geht sie den Fragen nach: Wie wird man eigentlich Getränke-Tester? Und wie funktioniert unser Geschmackssinn?

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