Gesundheit

Verletzungsrisiko: Beim Grillen sollte Geduld der Meister sein

| | 21.06.2021 19:35 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Brandblasen entstehen schnell, die Heilung ist oft langwierig. Chirurg Dr. Knut Busching erläutert, worauf man achten sollte, wenn es zu Verletzungen beim Grillen gekommen ist.

Aurich - Der Umgang mit hohen Temperaturen kann brandgefährlich sein. Das merken etliche Menschen in diesen Tagen, wenn sie einen Grill einschalten und Fleisch in einen verzehrbaren Zustand bringen wollen. Manch einem geht es nicht schnell genug. Der Griff zum Brennspiritus oder einem anderen Brandbeschleuniger ist schnell geschehen. Von den Verletzungen, die ein Unfall mit diesen Mitteln verursachen kann, erholt man sich unter Umständen lange nicht. Diese Beobachtung hat Dr. Knut Busching gemacht. Der Chefarzt der Abteilung für Plastische, Hand- und ästhetische Chirurgie am Borromäus-Hospital Leer warnt vor leichtsinnigem Umgang mit Grillgeräten. Stichflammen oder Verpuffungen könnten zu schweren Verletzungen führen.

Ein weiterer Unfall-Schwerpunkt ist der unachtsame Umgang mit der heißen Zange, dem Grillrost oder dem Blech. Daraus resultieren nach der Erfahrung von Dr. Knut Busching eher die harmlosen Verletzungen, die jeder selbst behandeln kann. Seine Empfehlung: die Hand oder die betroffene Stelle ein paar Minuten lang unter fließendem Wasser kühlen. „Dann hat man meistens schon das Schlimmste an Hitzeausbreitung im Gewebe unterbunden“, sagt der Chirurg. Anschließend nehme man am besten aus dem Unfall-Verbandskoffer im Auto ein paar sterile Kompressen und decke die Wunden ab.

Überweisen in Spezialklinik

Bei Verletzungen, die größer als eine Handfläche sind, ist professionelle Hilfe erforderlich. „Dann sollte man einen Chirurgen oder die Not-Ambulanz des Krankenhauses aufsuchen“, rät Dr. Knut Busching. Dort werde unter Umständen auch ein Schmerzmittel injiziert. Entweder lege der Arzt fachgerecht einen Verband an oder er verweise auf eine Spezialklinik. Es könne auch sein, dass er auf einen plastischen Chirurgen verweise, der immer auch in der Verbrennungsmedizin geschult ist.

Das sei dann erforderlich, wenn die unterste der drei Hautschichten zu viel Hitze abbekommen habe. Ob das der Fall ist, erkennt man oft erst nach einigen Tagen. Verdächtig sei es, wenn diese Schicht blass bleibe. Färbe sie sich indessen rot, sei das ein gutes Zeichen und gleichbedeutend mit dem Beginn einer Heilung.

Vor allen Dingen heißes Fett kann so tiefe Verbrennungen verursachen, dass eine Hauttransplantation die einzige Alternative ist. Dann wird laut Dr. Busching von einem anderen Teil des Körpers Epidermis entfernt, um sie auf der Brandstelle wieder vorsichtig aufzubringen.

Vorsicht mit Kindern beim Grillen

Besondere Aufmerksamkeit sollte Kindern am Grillfeuer gelten. „Grundsätzlich gilt: Kinder weg vom Grill! Denn die Kleinsten können die Gefahr der Hitze nicht einschätzen. Die sind besonders gefährdet, wenn sich der Grillrost auf Kleinkind-Kopfhöhe befindet“, warnt Kersten Enke, Leiter der Johanniter-Akademie Niedersachsen/Bremen, in einer Pressemitteilung. Plötzlich auflodernde Flammen können in Kindergesichtern schwerste Verletzungen verursachen. Dann gilt es, im Ernstfall sofort die 112 anzurufen.

Darüber hinaus kann schnelles und beherztes Handeln Leben retten, wenn Kleidungsstücke grillender Personen Feuer gefangen haben. Mit einer Decke lassen sich die Flammen ersticken. Helfer sollten die Person auf dem Boden hin und her wälzen und mit Wasser übergießen. Eine weitere Gefahr droht bei schweren, großflächigen Verbrennungen sowie bei Gesichtsverbrennungen: „Häufig sind Atem- und Kreislaufstörungen die Folge. Deshalb sollten Ersthelfer unbedingt Atmung und Kreislauf der verletzten Person beobachten, bis der Rettungsdienst eintrifft“, sagt Enke.

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